Wilhelm Busch

Max und Moritz

Sechster Streich

In der schönen Osterzeit,
Wenn die frommen Bäckersleut'
Viele süße Zuckersachen
Backen und zurechte machen,
Wünschten Max und Moritz auch
Sich so etwas zum Gebrauch. -
Doch der Bäcker, mit Bedacht,
Hat das Backhaus zugemacht.
Also will hier einer stehlen,
Muß er durch den Schlot sich quälen
Ratsch! Da kommen die zwei Knaben
Durch den Schornstein, schwarz wie Raben
Puffl Sie fallen in die Kist',
Wo das Mehl darinnen ist
Da! Nun sind sie alle beide
Rund herum so weiß wie Kreide.
Aber schon mit viel Vergnügen
Sehen sie die Brezeln liegen.
Knacks!! - Da bricht der Stuhl entzwei;
Schwapp!! - Da liegen sie im Brei.
Ganz von Kuchenteig umhüllt
Stehn sie da als Jammerbild
Gleich erscheint der Meister Bäcker
Und bemerkt die Zuckerlecker.
_Eins, zwei, drei! - Eh' man's gedacht,
Sind zwei Brote draus gemacht
In dem Ofen glüht es noch -
Ruff! - damit ins Ofenloch!
Ruff! Man zieht sie aus der Glut;
Denn nun sind sie braun und gut. -
Jeder denkt, die sind perdü!
Aber nein! - Noch leben sie!
Knusper, knasper! - wie zwei Mäuse
Fressen sie durch das Gehäuse;
Und der Meister Bäcker schrie:
»Ach herrje! Da laufen sie!«

Dieses war der sechste Streich,
Doch der letzte folgt sogleich.

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Erstellt von Jochen Schöpflin
Zuletzt aktualisiert am Sonntag, 21. August 2005